Bangladesch: Aktuelle Entwicklungen
Massive Proteste führen zu Rücktritt der Premierministerin
Im vergangenen Monat kam es in Bangladesch zu tödlichen Protesten, als Studenten ein Ende des Quotensystems forderten, durch das 56% der begehrten Stellen in der Regierung für bestimmte Bevölkerungsgruppen reserviert ist - darunter auch für Angehörige von Veteranen des Unabhängigkeitskriegs von Bangladesch gegen Pakistan 1971.
Mit seiner Entscheidung vom 22. Juli reduzierte der Oberste Gerichtshof von Bangladesch die Zahl der reservierten Stellen auf sieben Prozent. Ungeachtet dieser Entscheidung hörten die Proteste nicht auf, sondern verstärkten sich noch und verdichteten sich in der Forderung nach dem Rücktritt der Premierministerin Sheikh Hasina.
Am 4. August eskalierte die Situation: Fast 100 Tote, darunter auch 13 Polizisten. Am 5. August startete dann ein Protest in Dhaka, dem sich schnell Zehntausende anschlossen. Militär und Polizei beobachteten die Situation, griffen aber nicht mehr ein. Sheikh Hasina hatte, was zurzeit bekannt ist, wenig Zeit, sich und ihre Schwester in Sicherheit zu bringen. Sie konnte ihren Rücktritt selbst nicht mehr bekanntgeben und flüchte mit einem Hubschrauber nach Indien. Aktuell wird von Plünderungen in etlichen Landesteilen berichtet.
Unsere Projekte in Bangladesch sind bislang glücklicherweise nicht von den Unruhen und Plünderungen betroffen. Die Projektgebiete befinden sich größtenteils in politisch ruhigeren Gegenden und können problemlos fortgeführt werden. Wir sind mit unseren Projektpartnern in ständigem Austausch und werden in den kommenden Wochen über die weiteren Entwicklungen aus dem Land und unseren Projekten berichten.
Update vom 09.08.2024: Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus als Chef der Übergangsregierung vereidigt.
In Bangladesch sind am 08.08.24 die Mitglieder einer geschäftsführenden Regierung vereidigt worden. Unter Vorsitz des 84-jährigen Friedensnobelpreisträgers Muhammad Yunus, der als Erfinder der Mikrokredite gilt, soll das Übergangskabinett, dem auch zwei Studentenführer angehören, die Geschicke des Landes lenken. Die Herausforderungen sind gewaltig: In kurzer Zeit sollen alle Vorbereitungen zur Abhaltung freier und fairer Wahlen getroffen werden, dabei das politische System für neue Ideen und Persönlichkeiten geöffnet, das Vertrauen in staatliche Institutionen wiederhergestellt und ein Aussöhnungsprozess innerhalb der tief gespaltenen Gesellschaft eingeleitet werden. Yunus‘ seit Jahrzehnten verfolgte Agenda mag dabei helfen: „A world with three zeros. Zero Poverty. Zero Emissions. Zero Unemployment.”