Devadasi - Tempelprostitution in Indien
Tempelprostitution: Mädchen tanzen für die Götter, werden aber oft als Tempelprostituierte missbraucht
Folgt man alten hinduistischen Schriften, die bis ins 6. Jahrhundert v. Chr. zurückreichen, so waren die Devadasis (aus dem Sanskrit: Dienerinnen Gottes) einst sehr geachtet. Im traditionellen Sinne stellten sich junge gebildete Frauen in den Dienst einer Gottheit. Sie waren bewandert im rituellen Tanz und Gesang, beherrschten das Wissen alter Schriften und kümmerten sich um die Instandhaltung der Tempelanlagen. Im Laufe der Zeit jedoch haben die Priester und Männer aus den Dörfern die Frauen für eine erotische Auslegung der rituellen Tänze und für sexuelle Dienste missbraucht. Durch diese Praktiken entstand die Tempelprostitution, was letztendlich Zwangsprostitution entspricht.
Projektpartner
SNEHA
Zu folgenden SDG-Zielen tragen wir in diesem Projekt besonders bei:
19,50 €
Schulungen und psychologische Beratung für heranwachsende Mädchen (u.a. ehemalige Devadasis und Töchter von Devadasis) der Selbsthilfegruppen in 75 Dörfern. Pro Gruppe mit 25 Mädchen in einem Dorf belaufen sich die Kosten auf 19,50 Euro.
216 €
Das monatliche Gehalt einer Lehrerin für die berufliche Ausbildung der Mädchen (Töchter der Devadasis) beträgt 216 Euro.
Devadasi-System und Tempelprostitution abgeschafft, aber...
Obwohl das Devadasi-System und somit die Tempelprostitution 1988 offiziell abgeschafft wurde, wird es noch immer in ländlichen Regionen Indiens praktiziert. Es handelt sich um besonders hübsche Mädchen verarmter Familien, die meist den Kastenlosen (Dalits) angehören. Sie werden den Göttern in einem Tempel geweiht, wo sie ihre Dienste verrichten und letztendlich sexuell missbraucht werden. Sie sind diesem Schicksal schutzlos ausgeliefert und tragen davon schwere Traumata. Aufgrund der Degradierung als Sexarbeiterinnen haftet ihnen und ihren Kindern, die von unterschiedlichen Männern stammen, ein kaum zu überwindendes gesellschaftliches Stigma an.
Hoffnung für Sala* dank der Kishori-Selbsthilfegruppen
Auch Sala* erlitt das bittere Schicksal vieler Devadasi-Frauen. Sie gehört einer der untersten Kasten an und stammt aus dem kleinen Dorf Virupapura in Karnataka, das direkt an einer großen Hauptverkehrsroute liegt. Damit ist Virupapura nicht nur ein wichtiger Anlaufpunkt für rastende LKW-Fahrer auf der Durchreise. Es hat zudem wegen des Menschenhandels mit Devadasi-Mädchen und Frauen eine traurige Berühmtheit erlangt. Die Devadasis treten dort als Schauspielerinnen in lokalen Theatershows auf und werden zur Prostitution gezwungen. Sie erleiden unvorstellbare seelische sowie körperliche Misshandlungen und werden obendrein sozial geächtet.
SNEHA hilft Mädchen aus dem Devadasi-System zu entkommen
Sala* war eine von ihnen bis sie von unserer Partnerorganisation SNEHA aus diesen Fängen befreit wurde. Sie gehört jetzt mit 19 weiteren heranwachsenden Mädchen der Kishori-Selbsthilfegruppe an. In der Gruppe erfahren die jungen Frauen alles über die Hintergründe des Devadasi-Systems, der sexuellen Ausbeutung und über Kinderheiraten. In einem sicheren Umfeld können sie sich ihrer Rechte bewusst werden und langsam ihre Traumata überwinden. Der Austausch mit anderen Betroffenen sowie die Beratung durch erfahrene Sozialarbeiterinnen und Psychologinnen tragen zu einem stärkeren Selbstbewusstsein bei. Sala* kann jetzt wieder die Schule besuchen und ihre Zukunftspläne verfolgen. Mit der Unterstützung durch SNEHA hat sie einen ihrer Täter zur Anklage bringen können. Das Verfahren läuft noch. Mittlerweile ist Sala* selbst so weit, anderen Mädchen und Frauen als Beraterin zur Seite zu stehen. Ihr eigenes Ziel ist es, Ärztin zu werden.
* Name wurde geändert, um die Persönlichkeitsrechte zu schützen.